Vielleicht war es die Ablenkung in der Garderobe. Vielleicht war es die mangelnde Konzentration. Vielleicht war es auch irgendwie ein bisschen von Allem. Jedenfalls waren die Männedörfler beim sonntäglichen Ausflug nach Rüti nicht wirklich bereit. Das hatte schon bei der Teambesprechung angefangen. Während der Trainerstaff den Matchplan bekanntgab, wanderte manch ein Blick auf die Spieler von Blau-Weiss Erlenbach, die zuvor gespielt hatten und sich nun duschten.
Auf dem Platz hielten die Männedörfler gegen die gut sortierten Rütner in der Startviertelstunde gut mit. Dann aber begann das Unheil. Nach einigen Kombinationen lag das Heimteam bald einmal mit drei Toren voraus, wobei bei einem davon der Offsideverdacht nicht ganz aus dem Weg geräumt werden kann. Zur besten Chance für die Gäste kam Pascal Pause, der dann aber am Torhüter scheiterte. Vom Flügelspieler hätte sich heute wohl so manch einer der mitgereisten Männedörfler Anhänger mehr erwartet, immerhin war sein Blickfeld nach dem längst überfälligen Haarschnitt wieder grösser. Gedanklich aber befand sich Pause möglicherweise bereits sprudelnd im Jacuzzi oder schwitzend im Dampfbad, bevor er in die Wellnessferien verreiste.
Plötzlich Torwart
Weiterhin ins Schwitzen kam die Männedörfler Hintermannschaft, die Rüti weiterhin mit solidem Passspiel und Verlagerungen auf die Seiten vor Probleme stellte. Es war offensichtlich, dass das Heimteam mit dem nicht gerade sonderlich breiten Kunstrasen besser zurechtkam als die Gäste. Nach einer Hereingabe von rechts, kachelte es erneut. Torhüter René Lobnik konnte einem leid tun. Für ihn gab es im Prinzip bei keinem Gegentreffer etwas zu halten. Aus Frust über den desolaten Auftritt der Fischotter im ersten Durchgang wollte Lobnik dann einen Ball in die Tiefe ins Aus spedieren und verknackste sich dabei unglücklich den Fuss. Es wurde also noch bitterer für Männedorf.
Solche Ausfälle bieten aber anderen die Chance, in die Bresche zu springen. Und so streifte sich Captain Thomas Huber kurzerhand das Torhütertrikot über und stand zwischen die Pfosten. Auf diese Weise wurde auch das zentrale Mittelfeld, bestehend aus Huber und seinem WG-Kumpanen Lief Gasser, aufgelöst, das sich zwar Mühe gab, jedoch auch einen schwierigen Nachmittag erlebte. So also kam Huber wieder zu einer neuen Rolle, nachdem er zuletzt als Innenverteidiger agieren musste. Wobei ganz so neu war die Position im Gehäuse denn auch nicht, hatte er doch letzte Saison auswärts in Herrliberg in der Schlussphase diesen Posten auch schon übernehmen dürfen. Dafür bringt Huber im Übrigen auch reichlich Erfahrung von etwa einem Dutzend Grümpelturnieren mit, wo er sowohl beim Penaltyturnier als auch in anderen Plauschkategorien schon im Tor stand.
Tatsächlich konnte sich der neue Schlussmann schon bald zum ersten Mal auszeichnen und verdiente sich damit Anerkennung. Allgemein huberte es nun ganz gehörig auf der Schützenwiese. In der zweite Halbzeit bildeten die Gebrüder Huber das linke Couloir. Dabei konnten sie sich einige Male mit Doppelpässen durchspielen. Joker Marco Huber kam gleich zwei Mal nach einem schnellen Zuspiel in die Tiefe in eine gute Abschlussposition, entschied sich aber einmal für einen Pass hinter den Strafraum und das andere Mal bediente er den mit nach vorne geeilten Tim Maurer, der dann aber am Abwehrspieler scheiterte. Es war dies wohl zwei Mal die falsche Entscheidung.
Duschen-Test bestanden
Allgemein rafften sich die Männedörfler nach dem Seitenwechsel auf und zeigten nun Mentalität. Sie gewannen nun gefühlt doch jeden dritten Zweikampf und kamen auch zu ein paar Möglichkeiten. Bemerkenswert war beispielsweise der aufopfernde Auftritt von Lief Gasser. Der lief über 90 Minuten, spürte danach jede Muskelfaser, durfte sich aber auf Männedörfler Seite so etwas wie als Man of the Match fühlen. Diese Auszeichnung musste er sich aber wohl oder übel mit WG-Kumpel Thomas Huber teilen. Denn der musste sich in der zweiten Halbzeit nur zwei Mal bezwingen lassen. Einem Gegentreffer ging eine Glanzparade voraus, nach einem direkt geschlenzten Freistoss des Rütner Standardspezialisten Beni Karalic, der reichlich spät erst aufs Feld geschickt wurde.
Des Feldes verwiesen wurde in der Schlussviertelstunde dann noch Martin Janku. Anscheinend brauchen die Männedörfler jeweils jemanden, der vorzeitig testet, ob in der Dusche denn auch noch warmes Wasser läuft. Am Dienstag übernahm Florian Zollinger dieses Ämtli. Beide Male bestanden die Nasszellen den Test. Janku aber schaffte es an diesem Nachmittag in nur gerade drei Minuten, sich beim Schiedsrichter zwei Mal die gelbe Karte abzuholen. Nur der berühmt-berüchtigte Doppelplatzverweis gegen die Huber-Brüder letzten Herbst in Hinwil verlief noch schneller und dürfte Vereinsrekord bleiben.
Am Ende musste man konstatieren, dass Rüti praktisch in allen Bereichen besser war: fussballerisch, läuferisch, kämpferisch. Beim nächsten Auftritt vor heimischer Kulisse gegen Wetzikon müssen die Männedörfler wieder mehr Mentalität auf den Platz bringen. Auf dem Widenbad werden Trainer Mätz Heusser und Abwehrhaubitze Sandro Nauli auch nicht Gefahr laufen, eine Parkbusse zu erhalten. Sie dürfen diesen kleinen Batzen an die Gemeinde Rüti aber als minimaler Finanzausgleichszahlung von der Goldküste ins Oberland anschauen.
FC Rüti II – FC Männedorf II 6:0 (4:0)
Schützenwiese. 60 Zuschauer.