Welch ein Befreiungsschlag. Ausgerechnet im eminent wichtigen Match gegen Strichkonkurrent Weisslingen fanden die Männedörfler zur Heimstärke zurück. Zu verdanken hatten dies die Platzherren primär einer starken ersten Halbzeit. Dafür belohnten sich die Fischotter bereits in der achten Spielminute, als Michele Klauser nach einem Steilpass in den Sechzehner trocken zur Führung abschloss.
Der Torschütze war einer von zahlreichen Spieler der ersten Mannschaft, die bei diesem Flutlichtspiel im Zwei aushalfen. Dies führte dazu, dass einige der witterungsbedingt nicht ganz so zahlreich erschienen Anhänger spotteten, dass da ja mehr die erste statt die zweite Mannschaft auf dem Platz stehe. Doch solche Sprüche muss wegstecken können, wer auf dem Widenbad spielt.
Gählers Massflanke
Es gehört aber auch zum Leidwesen eines jeden Männedörfler Unterstützers, dass man dann und wann auch wieder einen temporären Rückschlag hinnehmen muss. So kamen die Weisslinger zum Anschlusstreffer. Emotional aufgeladen tigerte FCM-Trainer Mätz Heusser daraufhin munter die Coachingzone rauf und runter – eine Hommage an Ludovic Magnin? Immerhin feierte der FC Zürich unter der Leitung des Wahl-Hombrechtikers den grössten Erfolg der letzten paar Jahre. Vielleicht wollte sich Heusser aber mit seiner astreinen Imitation sogar selber für den Chefposten im Letzigrund empfehlen.
Eine Empfehlung an jeden Connaisseur des gepflegten Kombinationsfussballs war dann ein schnell vorgetragener Männedörfler Angriff. Nach einer Ballstafette über die rechte Aussenbahn schlug Sandro Gähler eine Massflanke über die gesamte Verteidigungslinie, die der nach vorne geeilte Simone Krebser am zweiten Pfosten lauernd mustergültig mit dem Kopf im langen Eck versenkte – undankbar für jeden Goalie, weil entgegen seiner Laufrichtung.
Hubers neue Rolle
Laufen, das mussten die Männedörfler an diesem Abend viel. Captain Thomas Huber dürfte deshalb nicht gerade unglücklich darüber gewesen sein, dass ihn das Trainergespann in die Innenverteidigung versetzte. Dort hatte er den Laden an der Seite des gestandenen Abwehrtanks Sandro Nauli mindestens so gut im Griff wie den Kübel Bier in der Schiff-Bar. Auch zahlreiche Bälle aus der Luft pflückte er sich herunter, so dass ihm selbst Moritz Schmid, der wohl begnadetste Spieler für die hohen Bälle in diesem Team, Respekt zollen musste. Zudem konnte sich der neue Abwehrchef auf zwei erfahrene Aussenbillis verlassen.
Apropos Billi: Ex-Spielmacher Livio Billeter hat die Umstellung vom Stammspieler zum Zaungast gut gemeistert. Zuerst an der Bande stehend und später auf der altehrwürdigen Steintreppe sitzend wusste er das Geschehen auf dem Rasen mit seinem Sachverstand gekonnt zu kommentieren. Dort sah Billeter, wie Männedorfs Stürmer Michele Klauser zum zweiten Mal einnetzte. Dass es bei diesem Spielstand bleiben würde, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen.
Heisssporn Zollinger
Und so musste Knipser Krebser auch im zweiten Durchgang weiter seine Haxen hinhalten und die nun etwas häufigeren Angriffe der Zürcher Oberländer abwehren. Und wenn der Haudegen mal nicht zur Stelle war, konnte er sich auf den soliden Goalie Reno Merk oder auch auf einen der beiden Bochicchio-Brüder verlassen, die beide äusserst beherzt kämpften.
Wohl etwas zu beherzt ging indes ein gewisser Florian Zollinger ans Werk. Der Jungspund kam mit viel Vorschusslorbeeren dekoriert nach dem Seitenwechsel in die Partie und wollte die Männedörfler Offensive mit seiner Geschwindigkeit ankurbeln. Tatsächlich stellte er die Weisslinger Abwehr vor neue Schwierigkeiten, so dass er einige Male hart attackiert wurde. Dass der Heisssporn aber auch munter austeilen kann – körperlich wie verbal – stellte er danach unter Beweis. Nach einer ersten gelben Karte wegen eines Foulspiels, meckerte er einige Zeigerumdrehungen später gegen den Unparteiischen und durfte vorzeitig unter die Dusche.
Kartenreiche Sache
Von der nummerischen Überzahl wussten die Weisslinger nicht wirklich zu profitieren. Abgesehen von einigen wenigen Versuchen, vermochten sie Männedorfs Abwehr vor allem bei Standardsituationen unter Druck zu setzen. Generell mutierte die Partie nun mehrheitlich zu einem Gehacke, bei dem sich beide Teams einige Karten einheimsten. Just in dieser Phase enteilte Nico Bochicchio und sah seinen Flachschuss am linken Pfosten vorbeiziehen – es wäre die endgültige Entscheidung gewesen.
Am Ende brachten die Platzherren den Vorsprung über die Zeit. Für Weisslingen wurde der dienstagabendliche Ausflug an den Zürichsee eine bittere Angelegenheit, verloren sie doch auch noch einen Spieler wegen einer roten Karte. Und für Männedorfs Reserven war es der erste Heimsieg überhaupt in einem 3.Liga-Spiel. Ein Sieg, den die Mannschaft sich sowohl erspielt als auch erkämpft hatte.
FC Männedorf II – FC Weisslingen 3:1 (3:1)
Tore: 8. Klauser 1:0, 15. 1:1, 27. Krebser (Gähler) 2:1, 35. Klauser 3:1.