Hängende Köpfe, leere Blicke, enttäuschte Gesichter. Es war alles Andere als ein schöner Fussballsonntag für die zweite Mannschaft. Was hatten die Spieler doch aufopferungsvoll gekämpft in dieser einmal mehr epischen Schlacht gegen den Erzrivalen aus Meilen.
Die Schlacht fand zum einen gegen die Hitze statt. Zum anderen waren die Männedörfler nicht gekommen, um bei der Aufstiegsfeier der Meilemer Spalier zu stehen. Dafür ging es schlicht um zu viel. So war es auch das Duell mit Ex-Trainer Kurt Kobel, der mit Männedorfs Fanionteam zweimal den Aufstieg schaffte. Man kann also auch sagen, dass da oben auf der Allmend der wohl erfolgreichste Trainer der ersten Mannschaft Männedorfs – eventuell zusammen mit dem legendären Gerry Madl in den 80er-Jahren – und dem erfolgreichsten Trainer der zweiten Mannschaft aufeinander trafen.
Sorgte für Ruhe im Abwehrverbund: Moritz Schmid. (Fotos: Benaja Fischer)
Goalie-Legende als Sturmtank
Im Vorfeld munkelte man noch, dass die Männedörfler im Prinzip nur dann eine reele Chance haben, wenn sie Meilens Knipser Marco Ruckstuhl entweder entführen oder ihn an irgendeiner «Hundsverlocheten» abfüllen würden. Da Ersteres strafbar und Zweiteres derzeit noch immer wenig bis gar nicht möglich ist, schlug dieser Plan fehl.
Dieser Ruckstuhl stand dann übrigens nicht ganz unerwartet nicht in der Startformation der Meilemer, die mit ihrem Sieg vor Wochenfrist in Mönchaltorf den Aufstieg in die 2.Liga bereits perfekt gemacht hatten. Statt der Nummer neun lief Goalie-Legende Reto Eigenmann mit der Nummer drei als Sturmtank auf – er machte sein letztes Spiel für die Aktiven – eine würdige Bühne, um abzutreten.
Bei Meilen übrigens nicht im Kader stand Allzweckwaffe Jan Zindel – seines Zeichens gleichzeitig Edelreservist und einer der erfahrensten Drinkmischer an der FCM-Chilbibar. Der Künstler auf dem Platz, wenn er denn auf dem Platz steht, dürfte alles daran setzen, nächste Saison in der 2. Liga aufzulaufen.
Mehr als Beton mischen
Doch zurück zu Taktikfuchs Mätz Heusser und dem Männedörfler Schlachtplan. Beton mischen war heuer die Devise, zumal ein Punkt den Männedörflern möglicherweise reichen konnte. Dieser Plan funktionierte sehr lange sehr gut, was vor allem damit zu tun hatte, dass die Männedörfler die Zweikämpfe annahmen und körperliche Härte ins Spiel brachte.
Es war ein Spiel mit vielen Zweikämpfen.
Auch spielerisch vermochten sie den einen oder anderen Akzent zu setzten. So tauchte Pascal Pause nach einem Zuspiel in die Tiefe vor Meilens Schlussmann Varela auf und scheiterte an ihm. Es wäre der viel zitierte «Lucky Punch» gewesen.
Noch näher dran am Männedörfler Erfolgserlebnis war Captain Thomas Huber. Anfangs der zweiten Halbzeit passte Pause im Sechzehner quer auf Huber. Dieser legte sich denn Ball rüber auf den linken Fuss und traf den Pfosten – Varela wäre chancenlos gewesen. Wenn Huber also in nächster Zeit mit rotem Kopf zu sehen ist, könnte dies nicht nur wegen der Sonne sein, sondern, weil er sich wohl noch eine Weile über die verpasste Grosschance ärgern wird.
Nahe dran am Punktgewinn
Mittlerweile hatte sich eine spannende Partie entwickelt. Eine Partie in der Meilen insgesamt mehr Ballbesitz und auch leicht mehr Abschlusse verzeichnen konnte. Kurz vor der Schlussviertelstunde vollendete Felix Mühlbauer nach einer Kombination mit einer Hereingabe von Links und einem Kopf-Zuspiel innerhalb des Straftraums zur Meilemer Führung.
Die Männedörfler wechselten aufgrund der drückenden Hitze munter durch.
Für Männedorf war es ein bitterer Moment, war die Widenbad-Elf doch so gut drin in diesem Spiel, so dass sie sich eigentlich einen Punkt verdient hätten. Diesen Punkt respektive den Ausgleich strebten sie in den letzten Minuten auch an. Mehrere Male wurde es im Strafraum der Meilemer gefährlich, doch der Ball wollte einfach nicht rein.
Männedorf warf abermals alles nach vorne. Auch Goalie Reno Merk, der die Fischotter mit mehreren starken Paraden im Spiel gehalten hatte, stürmte zuletzt mit in die gegnerische Gefahrenzone. Dies wiederum erhöhte die Chance auf Konter.
Erst eine Viertelstunde vor Schluss entschieden die Meilemer den Match zu ihren Gunsten.
Als der inzwischen eingewechselte Marco Ruckstuhl von seinem Mitspieler bedient wurde, hätte er mit einem Direktschuss ins leere Tor treffen können, doch Männedorfs Marco Huber grätschte im letzten Moment mit einer guten Portion englischer Härte rein, traf wohl Ball und Mann, worauf der Schiedsrichter auf Eckball entschied. Verständlicherweise ärgerte sich Ruckstuhl lautstark – nur zu gerne hätte er seinen Fans vor der angesetzten Aufstiegsparty auf der Allmend noch ein Tor geschenkt.
Im Fernduell reüssiert
So gewannen die Meilemer am Schluss auch ihr letztes Saisonspiel. Ein Spiel, das sicherlich nicht deren Bestes war. Nichtsdestotrotz deuteten sie an, weshalb sie über die ganze gespielte Halb-Saison ein würdiger Aufsteiger sind und das Fernduell mit dem FC Herrliberg für sich entscheiden konnten. Um in der 2. Liga zu bestehen, wird sich Meilen aber noch steigern müssen.
Doch das war den Meilemern an diesem Tag verständlicherweise ziemlich gleichgültig. Die Aufstiegsfeier auf der Allmend war so richtig lanciert. An dieser mutierte der umtriebige FC-Meilen-Präsident Rolf Isenschmid zum grossen Zampano. Sowohl für ihn als auch für Cheftrainer Kurt Kobel ist Meilens Rückkehr in die 2. Liga nach 28 Jahren ein historischer Erfolg.
Etwas schmerzhaft verlief die Feier hingegen für Stürmer Ruckstuhl, der sich dabei auf mysteriöse Art und Weise verlezte, die dann ausgerechnet im Spital in Männedorf behandelt werden musste. Auf Nachfrage versicherte der Torjäger später, dass es im bereits besser gehe.
Mit dem Spiel in Meilen endete die Ära Ganci.
Derniere per Ganci
Aus Männedörfler Sicht wäre ein Punkt aufgrund einer äusserst kämpferischen Leistung nicht unverdient gewesen. Im Endeffekt hätte ein solcher allerdings nichts genutzt, weil der SC Zollikon zur Verwunderung vieler gleich mit 5:1 gegen den FC Hinwil gewann und weil der andere direkte Konkurrent, der FC Weisslingen, gegen den FC Wald Unentschieden spielte. Der Abstieg in die 4. Liga war damit besiegelt.
Die Fischotter aber haben den Klassenerhalt nicht im letzten Saisonspiel verspielt, sondern über die gesamte Spielzeit. Im Kellerduell daheim gegen Zollikon wäre zum Beispiel mehr drin gelegen als ein 1:1. Dies gilt auch für einige Spiele zuvor.
Mit dem Abstieg endet auch die Zeit von Antonio Ganci als Allenatore der seconda Squadra. Was hatte er mit diesen Jungs manchmal für Nerven gebraucht – bei den Spielen, in den Trainings, ganz speziell wohl im Trainingslager und vor allem bei organisatorischen Angelegenheiten. Ganci wurde später im Rahmen der Partie der ersten Mannschaft gegen die Reserven von YF Juventus verabschiedet und beschenkt.
Abschliessend betonte Ganci, dass er stolz sei auf die Mannschaft. Stolz auf das Kämpferherz dieser Truppe. Eine Moral, mit der der Wiederaufstieg angestrebt werden soll. Diese Worte gilt es nun für diese Charaktertruppe zu beherzigen, wenn es nach der Sommerpause in der 4. Liga wieder losgeht.