Das Derby in Stäfa lebte von der Spannung bis zu letzter Sekunde. Am Schluss teilten sich beide Mannschaften gerechterweise die Punkte obwohl …
Natürlich ertönte auch heute wieder in der Garderobe die Champions League-Hymne aus den mitgebrachten JBL-Lautsprechern. Das definitiv letzte Zeichen vor der taktischen Besprechung, dass heute ein enorm wichtiges Spiel anstehen würde. Zwar war Stäfa auf dem Papier mit einem Spiel weniger und vier Punkten mehr auf dem Konto zu favorisieren, doch Derby-Spiele sind immer besondere Partien, da sich oft die Spieler gegenseitig kennen oder gar in die gleiche Schule gehen. Auch für Nadim war es ein besonderes Spiel, kickte doch sein Cousin als Stürmer beim heutigen Gegner. Sowohl beim Trainerstaff als auch bei den Spielern war in der Kabine klar zu erkennen, dass WIR unbedingt ein zählbares Ergebnis herausspielen wollten. Die erste Viertelstunde verlief sehr ausgeglichen mit soliden Verteidigungsreihen. Keine der beiden Mannschaften wollte in Rückstand geraten. Doch dann bietete sich plötzlich Nadim eine hochkarätige Chance an. Mittig wurde unser Linksfuss angespielt. Mit viel Elan und Drive dribbelte er gekonnt zwei Gegenspieler aus, bis er im 16er zum freien Schuss kam. Leider feuerte er zwar einen scharfen Schuss ab, doch genau auf den Goalie, der den Ball auf die Seite lenken konnte. In der 36. Minute konnte Stäfa eine Reihe von Eckbällen treten. Die ersten Beiden wurden in den Behind abgewehrt. Der dritte Eckball wurde auf den hinteren Pfosten getreten, wo Loris klar von seinem Gegner weggestossen wurde (er fiel sofort zu Boden) bevor er das Leder aus kürzester Distanz einnetzte. Wir rechneten natürlich mit einem Foulpfiff, doch da war nichts zu hören. Der Schiri zeigte auf den Mittelpunkt, 1:0 für Stäfa. Nach kurzem Ärger über den eigentlich irregulären Treffer, fokussierten sich die im pinken Auswärtstenü spielenden Widenbad-Jungs auf das Wesentliche. Bis zum Pausenpfiff passierte nicht mehr wesentliches, ausser einer Glanzparade von Gianluca, der einen Weitschuss noch über die Latte lenken konnte. In der Pause mussten wir Trainer zuerst ein paar Jungs «herunterholen», zu enerviert waren sie über das nichtgegebene Foul beim 1:0. Die Jungs wurden wieder motiviert, um das Spiel noch positiv zu gestalten. Ab der 60. Minute wurde auf eine Dreierkette umgestellt, Nils wurde als dritter Stürmer nach vorne beordert. Zwei Minuten später bekam er aus dem Mittelfeld einen perfekten Pass in die Tiefe, wo er sich gegen seinen Gegenspieler mit vorbildlichem Körpereinsatz behaupten konnte und das Spielgerät mit einem satten Schuss zum 1:1 Ausgleichstreffer ins Tor beförderte. Dieses Momentum wollten wir für uns ausnutzen, Nils bliebt vorne. Bei einer fast identischen Spielsituation rund 5 Minuten später konnte sich diesmal Nils Gegenspieler durchsetzen. Stäfa kam zu ein paar Standards, welche immer gefährlich vors Tor gezirkelt wurden. Bei der einen oder anderen Situation wurde es «heiss», aber es fielen zum Glück keine Gegentreffer. Zwei Minuten vor Schluss wurde Geburtstagskind Levin mit einem hohen vertikalen Ball auf die Reise geschickt. Plötzlich stand er vor dem herauslaufenden Torhüter. Levin entschied sich für den Lupfer, was ich persönlich auch für die beste Variante hielt. Doch Levin ist (noch) nicht Messi, denn sein Lupfer ging zwar über den Torhüter, doch leider auch am Tor vorbei. 30 Sekunden vor Schluss konnte Stäfa einen Freistoss aus sehr gefährlicher Distanz treten. Nochmals wurden unsere Nerven auf die Probe gestellt. Der Direktschuss wurde mit Ziel «Lattenkreuz» abgefeuert, doch zum Glück war das Visier um ein paar Zentimeter zu hoch eingestellt. Fazit: das Unentschieden geht in Ordnung, kein Team hätte es verdient zu verlieren. Nun müssen wir darauf hoffen, dass unser heutiger Gegner im Nachtragsspiel von Mitte nächster Woche einen Vollerfolg gegen Rüti erzielen kann, so dass wir im letzten Meisterschaftsspiel mit einem Sieg in der «Finalissima» den Ligaerhalt aus eigener Kraft schaffen können. Eine weitere Unbekannte ist die Möglichkeit, dass der Meisterschaftsverlauf durch einen andiskutierten Mini-Lockdown unter- oder schlimmstenfalls abgebrochen würde, was uns klar benachteiligen würde. Ich hoffe nicht …
Pascal Hotz (Trainer Ca)