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Galatasaray- FC Männedorf/Oetwil 2:2 (0:1)
Mehr قپالی چارشو als Fussballspiel
Kapalıçarşısı – das ist der grosse gedeckte Basar in Istanbul, erstreckt sich über 31’000 m2, beherbergt rund 4000 Geschäfte und wurde im 15 Jhdt. von Sultan Mehmet Fatih nach der Eroberung Konstaninopels angelegt (Quelle Wikipedia).Rund 1800 km Luftdistanz entfernt duellierten sich am Samstag Mehmets Nachfahren in Altstetten auf der Buchlern mit Trachslers Truppe und man wähnte sich mehr auf einem offenen, rund sechs Mal kleineren Basar als auf einem Fussballfeld, in dessen Mittelpunkt ein bemitleidenswerter, völlig überforderter Jungschiedsrichter stand, dessen nächster Basarbesuch wohl in weiter Ferne steht. Und sich eine Fussballszene abspielte, die nur das Fussballleben schreiben kann und die wohl alle Beteiligten, ob mit 20 oder 30 oder 40 Fussballjahren auf dem Buckel, so noch nicht erlebt haben. Doch der Reihe nach.
Männedorf verschlief die ersten 20 Minuten, wirkte lethargisch und fehleranfällig. Das gipfelte in einem Rundschlag im Mittelfeld, der zu einer Vorlage für den einheimischen Stürmer mutierte, die Braunschweig mit Speed unterbinden konnte. Schiripfiff, Basargelafer und der Jungschiri entschied auf… Elfmeter. Doch Geburtstagskind Heer stand auf seinem Posten und wehrte den Penalty nach Sommer-Manier ab. Kurze Zeit später machte es Xhafer besser, als er einen an Odi verschuldeten Penalty souverän zur Gästeführung verwandelte (Anschauungsunterricht für Seferovic). Ein zweiter Penaltypfiff kurz darauf fiel aus; der Schiri mochte sich nach einem sowas von klarem Foul an Nungess nicht zu einer Entscheidung durchringen. Die Führung war mittlerweile verdient, einziger Wermutstropfen: Ricci war schon nach einer Viertelstunde wieder auf der Bank; nach einem Traumpass hatte es ihn an den Adduktoren gezwickt. Auffallend auch: Die Basarstimmung (ständiges Rufen, Wettern, Feilschen – alles untermauert mit starkem Stimmvolumen) hatte sich längst auf den Schiri abgefärbt, der im Zweifelsfall für gelb-orange pfiff. Auch Männedorf hatte sich aufs Feilschen probiert, nur mit offensichtlich wenig Erfolg.
Basarstimmung auch in der Halbzeit: Fabio wurde in der Teambesprechung ständig von lautem Gezeter seitens Galatasarays auf gegenüberliegende Platzseite unterbrochen. Die türkischen Spieler waren sich nicht ganz einig, einige sprangen sich fast an die Gurgel.
Das konfuse Spiel setzte sich in Halbzeit zwei fort. Kein schönes Spiel, viele Ballverluste auf beiden Seiten, oft unverständliche Schirentscheidungen zu Gunsten der Einheimischen, viel Gelafer. Schwarz hatte nach rund 50 Minuten nach schöner Ballstafette die Vorentscheidung auf dem Fuss, doch nach Ball büschele und bäschele scheiterte er knapp. Und so folgte kurz darauf aus heiterem Himmel der Ausgleich.
Endlich übernahm Männedorf (etwas) die Initiative. Ein 60 m Traumpass von Braunschweig wusste Xhafer vorerst nicht zu nutzen. Besser machte er es in der nächsten Aktion, als er eine schöne Hereingabe von Schwarz einschob. Unsere türkischen Fussballkollegen setzten wieder auf Basarmodus, reklamierten vehement Offside, der Jungschiri schritt entschlossen nach vorne und zeigte mit gestreckter Hand auf … den Elfmeterpunkt. Konfusion total, nonverbale Schiedsrichterkommunikation. Unterschiedliche Reaktionen der Teilnehmenden: “Goal, isch klar”, «Offside!», «Sicher kei Offside!», «Warrrrum Penalty?», «Warum Penalty, Vorteil laufe lah, Goal gäh!”, “Hä?”, «Penalty ische nicht möglich», «Offside!» «Kei Offside!», «Warrrum Penalty?» – Interkulturelle 5-Minuten-Diskussion, Rudelbildung Galatasaray um den Elfmeterpunkt, nicht die Teams gegeneinander, sondern um den Schiri, der stoisch auf den weissen Punkt zeigte. Und Xhafer behielt schliesslich die Nerven und schob abgeklärt zur Gästeführung ein (Anschauungsunterricht für Rodriguez). Die Führung sollte eigentlich zum ersten Saisonsieg reichen, doch wieder spielte der hoffnungslos überforderte Jungschiri kurz vor Schluss eine entscheidende Rolle. Ein lehrbuchmässiges Tackling von Braunschweig taxierte er als Foul. Die Flanke von knapp ausserhalb des Strafraums wurde von Mehmet Ilhan (direkter Nachfolger von Sultan Mehmet?) per Kopf verwandelt – ärgerlicher Ausgleich, die Zuordnung hatte überhaupt nicht geklappt. Und so sind zwei verloren gegangene Punkte zu beklagen an diesem denkwürdigen 11. September.
p.s. Replay: Besser machte er (Berisha) es in der nächsten Aktion, als er eine schöne Hereingabe von Schwarz einschob. Der Ball sprang vom Metallrahmen zurück ins Feld zu Linksverteidiger Sükrü Inder, der den Ball in die Hände nahm und zum Schiri gerichtet auf «Ofsayt» plädierte. Dies wiederum taxierte der Schiri als Hands, in der Annahme (als einziger aller Anwesenden), der Ball sei vorher vom Pfosten zurückgeprallt. Und Xhafer behielt schliesslich die Nerven und schob abgeklärt zur Gästeführung ein (Anschauungsunterricht für Rodriguez).
Männedorf mit: Heer, Reichmuth, Braunschweig, Autino, Linciano, Schwarz (Menato), Rüegg (Menato), Sinani (Ejup), Luongo (Nungess), Odi, Berisha
Bericht: Stephan Odermatt