Interview mit Michel Neugel, Trainer ZSU1, vom 15. Oktober 2024, welcher sich den Fragen von Pascal Hotz stellt. Das ausführliche Interview kann hier/Audio abgehört werden.
Wir sind hier im «Frohberg», der Sportanlage des FC Stäfa. Aus aktuellem Anlass (dazu später) führe ich, kurz vor dem Training des ZSU1, das Interview. Michel, ihr seid am «grünen Tisch» in der 1. Liga verblieben und strebt sicherlich den Ligaerhalt an. Nach sechs Runden steht ihr auf Platz 10 und somit knapp über dem Strich Wie beurteilst Du die ersten zwei Meisterschaftsmonate?
“Die ersten paar Wochen waren turbulent, wir hatten einige Abgänge zu verzeichnen, viele junge erhalten, welche zuerst wieder integriert werden müssen. Kommt dazu, dass im August viele weg waren. Trotzdem sind wir positiv wie’s gelaufen ist. Das zweite Spiel gegen Staad war sehr unglücklich. Nach einer 1:0-Führung zur Pause, gingen wir mit einem 1:3 sehr enttäuscht vom Platz. Die ersten paar Runden hatten wir gegen Meisterschafts-Favoriten, so dass jetzt unsere psychischen Spiele kommen.”
Was waren die Gründe für die Abgänge. Waren sie natürlicher Natur oder andere Gründe?
“Es waren selbsterklärende Abgänge, z.B. unser Capitain, welche mit 37 genug von 1. Liga, 3x Training und Reisen durch die ganze Schweiz genug hatte oder andere Spielerinnen, welche eine andere Herausforderung suchten. Somit normale Abgänge, welche natürlich schade sind, denn darunter waren reife und erfahrene Spielerinnen dabei. Nun muss sich herauskristallisieren, wer Verantwortung übernimmt. Es haben sich aber schon ein paar Spielerinnen positiv bemerkbar gemacht.”
Der letzte Matsch habt ihr knapp gewonnen, wie hat sich das auf die Moral der Mannschaft ausgewirkt?
“Das war ein sehr wichtiger Sieg, Blue Stars qualitativ sehr starke Spielerinnen im Team. Wir konnten zwei Mal in Führung gehen und konnten u.a. dank den Wechsel-Spielerinnen, u.a. aus dem «Zwei» (ZSU2), gewonnen. Das Spiel hatte Derbycharakter mit Verletzungen und emotionalen Zuschauern. Auch ich hatte alles gegeben, musste reinschreien, inklusive «trash talk» mit dem gegnerischen Trainer. War ein richtiges Fussballspiel!”
Man darf Emotionen im Fussball haben, solange alles fair bleibt. Nun habe ich gesehen, dass ihr lediglich ein (1) Strafpunkt nach sechs Spielen habt. Seid ihr zu brav?
“Geb ich Dir recht, wir haben hier sicherlich Potenzial, sind auch eine körperlich und physisch junge Mannschaft. Im Vergleich zu anderen Mannschaften sind wir quasi eine U-Mannschaft, welche gegen reife 1.70er-Brocken spielen müssen. Klar wollen wir nicht unbedingt Strafpunkte holen, aber ab und zu müssten wir sicherlich mal das «Bein» mehr «stehen lassen». Jetzt folgen die Spiele gegen Mannschaften, welche in unserer Tabellenregion sind und wenn wir die Punkte holen ohne Strafpunkte zu sammeln, auch gut.”
Im Cup, welcher immer eigene Gesetze hat, läuft es gerade sehr erfreulich! Der Hauptgrund für das heutige Interview ist der bevorstehende 1/8-Final! Wer ist Euer Gegner, wie habt ihr die Auslosung erlebt und wie war Deine Reaktion und diejenige der Mannschaft?
“Wir spielen gegen die aktuelle Tabellenführerin Servette, welche m.E. die beste Mannschaft in der Schweiz ist. Letzten Mittwoch war die Auslosung, welche live auf Instagram mitverfolgt werden konnte. Eine Millisekunde danach waren die Reaktionen auf dem Chat richtig losgegangen. Wir haben uns einen Nati-A-Gegner gewünscht, schade war es nicht der FC Zürich, nachdem wir letzten Jahr gegen GC spielen konnten. Das wird eine «toughe» Angelegenheit, v.a. wenn wir gesehen haben, was sie mit dem FC Luzern gemacht haben (7:0-Auswärtssieg im 1/16-Final). Das sind Erlebnisse und wir wissen, dass wir als 1.Ligist nicht im Final stehen werden.”
Habe das auch kurz ausgerechnet und die Wahrscheinlichkeit weiterzukommen liegt bei 1%, aber ist ja auch nicht Euer primäres Ziel. Was sind für Dich und die Mannschaft die primären Ziele?
“Aus Trainer Sicht wollen wir uns gut Verkaufen und eine schöne Ambiance für den Club schaffen. Wir wollen im ambitionierten Frauenfussball mitspielen, gegen GC ist uns dieses Jahr in der ersten halben Stunde gelungen. Wir wissen nicht, was Servette auf den Platz bringt. Plötzlich können wir eine Überraschung schaffen. Wir bereiten uns Best möglichst vor und möchten wie immer, jedes Spiel gewinnen. Die Mannschaft soll es geniessen und sich weiter entwickeln können, das hat sie sich verdient.”
Es gibt also keine spezielle Trainingseinheiten?
“Doch, doch! Wir werden den Gegner gleich beobachten wie andere Mannschaften auch und uns dementsprechend taktisch vorbereiten. Wir werden einen Plan aushecken und wollen trotzdem gewinnen (Michel schmunzelt dabei 😉). Wir spielen zu Hause (in Herrliberg) und wollen unseren Fans und Unterstützer etwas zeigen. Auch uns selbst wollen wir beweisen, dass wir gut sind und zu Recht in der 1. Liga spielen. Der Hauptfocus soll nicht auf dem Cup liegen, was evtl. ein negativer Aspekt sein könnte. Wir müssen in der Liga die Punkte holen, der Cup ist das «Zückerli».”
Denke auch, dass der Cup auch das Saison-Highlight wird, aber vorher stehen drei wichtige Meisterschaftsspiele an. Was rechnest Du dir für diese drei Spiele aus und wie viele Punkte planst Du ein?
“Am Sonntag fahren wir nach Ebnat-Kappel für’s Auswärtsspiel gegen Toggenburg, gegen welche wir im Trainingslager spielen durften und 1:2 verloren hatten. Diese Mannschaft ist nicht allzu stark einzuschätzen und möglich zu schlagen. Viele Faktoren sind wichtig; wird auf Rasen oder Kunstrasen gespielt, starten wir gut etc. Darauf folgt das Heimspiel gegen Schwyz, welche wir im Cup geschlagen haben und drei Punkte das Ziel ist. Zuletzt müssen wir nach Gambarogno ins Tessin. Dort hatten wir beim letzten Aufeinandertreffen 3:0 geführt und am Schluss 3:4 verloren. Heisst, jedes Spiel fängt bei null an und klar, sechs bis sieben Punkte liegen drin. Aber man weiss nie, sind auch alle auch fit, funktioniert die junge Mannschaft etc… Es sind Direktkonkurrentinnen, nicht etwa Wädenswil, Eschenbach oder Luzern, welche vorneweg marschieren.”
Also einigen wir uns auf sieben Punkte 😊. Wir wären schon fast am Schluss, noch nicht gehört haben wir, wo das Cupspiel stattfindet?
“Am Sonntag, 10. November auf dem Kunstrasen in Herrliberg. Letztes Jahr hatten wir keinen guten Rasenplatz und haben und deshalb eingesetzt, dass wir für uns einen guten Platz erhalten. Wir sind eine Frauen-Gemeinschaft, 1x wird in Stäfa gespielt, 1x in Herrliberg und wenn wir nächstes Jahr wieder dabei sind, dann evtl. in Männedorf.»
Ich rufe Alle auf, das Datum 10. November dick in Euren Kalender einzutragen, um die ZSU zu unterstützen und wohl eine einmalige Gelegenheit, eine AXA Womens Super League-Mannschaft zu Gesicht zu bekommen. Vielen lieben Dank Michel für das spontan und kurzfristig entstandene Interview und wünsch Dir für die Meisterschaft alles Gute und für den Cup viel Spass! Interviewer: Pascal Hotz (Sekretariat FCM)