Interview mit Sergej Piattella, Präsident FCM, vom 7. Januar 2025, welcher sich den Fragen von Pascal Hotz stellt. Das ausführliche Interview kann hier/Audio abgehört werden.
Schöne guete Abig, heute haben wir sehr hohen Besuch im Sekretariat. Es handelt sich um unseren Präsidenten Sergej Piattella. Schön bist Du da Sergej, wünsche Dir als Erstes ein «guets Neus»! Die meisten Spieler*innen und Funktionär*innen kennen Dich selbstverständlich, aber ich bin überzeugt, dass viele andere, z.B. Eltern unserer Junior*innen, Dich nicht so gut oder gar nicht kennen, darum meine Einstiegsfrage: Wer bist Du?
«Danke für die Einladung, ich bin Sergej, 47, Vater von drei Mädchen, geboren in Männedorf und seit dem 6ten Lebensjahr im FCM.»
Eine Nachfrage zu Deinem Vornamen, nicht zu Luca, Deinem 2ten Vornamen, sondern zu Sergej. Schreibt man den mit einem «i» oder doch mit einem «j»?
Lacht 😊 «ganze gute Frage. Da ist meine Mutter schuld. Sie hatte ein Flair, nicht für russische Männer, sondern für russische Namen. Sergej hat ihr sehr gut gefallen und sie wollte unbedingt den Vornamen mit «j». Leider hat sie das jedoch falsch in der Gemeinde angegeben, so dass der Name im Pass mit «i» erfasst wurde. Schreibe mich aber seit eh und je mit «j»!
Du hast Deine Familie mit drei Girls erwähnt. Hättest sicher auch gerne ein Bub; gibt’s evtl. ein viertes Kind?
«Nein, aus medizinischen Gründen nicht mehr möglich, aber auch altersbedingt nicht»
Wie lange bist Du nun schon Präsident und was hattest Du vorher für Funktionen im Verein inne?
«Bin jetzt im sechsten Jahr als Präsident tätig, vorher noch zwei Jahr als Vizepräsident. Zuvor war ich lange in der Arbeitsgruppe tätig, welche die Chilbi und das Grümpi organisiert plus Juniorentrainer.»
Warst Du aktiver Spieler und kannst Du Deine Trainertätigkeit noch etwas ausführlicher beschreiben?
«Habe mit 6 Jahren beim FC begonnen, den ganzen Juniorenbereich absolviert, bis ich irgendwann mal ins «Eins» kam. War kein grosses Talent, war eher kämpferisch stark, technisch aber ganz mies. Ein paar Jahre darauf wurde es mir zu viel und wechselte ins «Zwei». Danach verlor ich etwas die Lust und hörte auf. Mit 16/17 Jahren habe ich Junioren trainiert und auch den Junioren-Schiedsrichterkurs absolviert. Viele Jahre später habe ich es wieder bei den Senioren probiert. Aber schon im ersten Training holte ich mir bei einer einfachen Ballübung meine aller erste Zerrung, was für mich das Zeichen war, nicht mehr anzufangen. Die Liebe zum Verein und die Leidenschaft ist jedoch geblieben und deshalb bin ich nach wie vor für den Verein tätig.»
Deine Leidenschaft spürt man jedes Mal, find ich toll. Was hat sich seit Deiner Präsidentschaft am meisten verändert?
«Sehr gute Frage; unser Verein ist klar grösser und professioneller geworden. Wir sind jedoch noch nicht da, wo wir sein wollen. Es erwartet uns bald eine neue Sportanlage, da müssen wir noch was tun. Meines Erachtens wird das «Wir-Gefühl» viel weniger gelebt als vor sechs Jahren. Ich spreche damit vor allem die Ehrenamtlichkeit an.»
Das scheint mir ein allgemeiner Trend zu sein, freiwillige Arbeit wird weniger gerne gemacht. Es ist immer wieder ein «Hosenlupf» Freiwillige zu finden, auch Susanne (Huber) hat zum Teil Mühe Leute zu rekrutieren. Wir sind natürlich froh, machst Du zusammen mit den weiteren Vorstandsmitgliedern weiter und sind froh, dass der Verein so weiterleben kann. Schauen wir etwas zurück: was waren die Highlights der letzten Jahre und waren die Lowlights resp. negativsten Ereignisse?
«Ein Highlight war sicher der Abstimmungs-Erfolg für unsere Sport- und Freizeitanlage auf dem Widenbad. Dahinter steckt sehr viel Arbeit mit einem stark engagierten Team von rund 20 Leuten. Mittels verschiedenen Hilfsmittels und Kanäle hat man Wahlkampf betrieben und so mit viel Überzeugungsarbeit ein Klares «ja» an der Urne erzielt. Das Lowlight war jedoch gleich im Anschluss. Es dauerte (wegen Einsprachen) vier Jahre, bis wir in Bälde mit dem Umbau beginnen können.»
Schauen wir in die Zukunft: welches sind die Ziele des Vereins und/oder Deine persönlichen Ziele, welche noch erreicht werden sollen?
«Die Thematik der Professionalität. Es erwartet uns die modernste Anlage am Zürichsee, das könnte zu einem Magnet werden und neue Leute anziehen. Deshalb müssen wir den Schritt zu mehr Professionalität machen. Eine weitere persönliche Pendenz ist das Thema der Ehrenamtlichkeit. Wir brauchen, vergleichbar wie in einer Firma, neue und jüngere Leute, welche dazustossen und mit neuen Perspektiven und anderen Ideen den Verein weiterführen. Das Thema «Ehrenamtlichkeit» ist mir noch nicht gelungen in die Köpfe der Mitglieder rüberzubringen.»
Vor über 4 Jahren hat die Männedörfler Stimmbevölkerung «ja» zur neuen Sport- und Freizeitanlage Widenbad gesagt. Wie ist der neuste Stand der Dinge, geht jetzt vorwärts oder gibt evtl. neue Hürden?
«Nächste Woche haben wir Bausitzung, da erfahren wir sicher mehr. Nach letztem Stand rechne ich mit März, wo mit den ersten Vorbereitungsarbeiten begonnen werden sollten.»
Wir drücken die Daumen! Erlaube mir einen kurzen Abstecher ins Privatleben. Du hast eine Karriere in der Finanzbranche gestartet, bist jetzt meines Wissens auch Partner bei einem Vermögensverwalter. Was genau ist Deine Aufgabe und gibt’s allenfalls Synergieeffekte mit dem FC?
«Richtig recherchiert, bin Geschäftsführer und Partner bei einem kleinen Vermögensverwalter, Styger & Partner in Zürich, welcher u.a. auch Sponsor eines Hallenturnieres ist. Ich bin zuständig für eine Firma und hier gibt’s etliche Aufgaben zu erledigen, ähnlich zu der Vereinsführung. Hauptsächlich betreue ich Kunden, muss jedoch die Firma auch auf die regulatorischen Veränderungen (u.a. systemtechnisch und rechtlich) vorbereiten. Hier also mehr organisatorische und strukturelle Aufgaben. Die Nachfolgeplanung kann auch als Synergie zum Verein gezählt werden. Mit 48 bin ich der jüngste und die nächste Generation ist ein Thema, aber auch Soziale Medien sind wichtig, da bin ich zu alt dafür.»
Jetzt weiss ich aus eigener Erfahrung, dass der Job, Vereinspräsident und Familie, viel Zeit in Anspruch nimmt. Hast Du noch Zeit für andere Dinge wie Hobbies? Wenn ja, für welche?
«Mein Problem ist es, dass ich extrem fest intrinsisch motiviert bin. Mich interessiert etwas sehr schnell und man braucht mich nicht zu fragen, ob ich eine Aufgabe übernehme, ich melde mich vorher selbst. Bin u.a. im Elternrat einer meiner Tochter (1. Klasse). Dort möchte ich wissen was läuft, bin aber auch in der Schulwegsicherung. Alles unter einem Hut bringen braucht natürlich auch viel Goodwill meiner Frau. Meine Hobbies beschränken sich aufs Joggen, 3x die Woche (um 05:30 Uhr gehts los) und ein paar pseudo Übungen zu Hause.»
Zu einem starken Mann gehört tatsächlich auch eine starke Frau, somit auch ein Kränchen an Patrizia! Kommen wir wieder zurück zum Fussball. Unsere 1. Mannschaft liegt nach der Vorrunde auf Platz 4, nur einen (1) Punkt hinter dem 2. Platzierten resp. fünf (5) Punkte hinter Tabellenführer Wald, gegen welchen man im Auswärtsspiel der Vorrunde 1:1 Unentschieden gespielt hat. Ich weiss, dass diese Frage eher dem Sportchef André Lobnik gestellt werden sollte, aber ich frage bewusst Dich: wo landet unser «Eis» am Ende der Saison?
«Ich bin guten Mutes und gehe davon aus, dass wir unter den ersten Drei landen werden. Alan macht einen sehr guten Job, v.a. auch mit der Integration unserer jungen Spieler und die Zusammenarbeit mit der Juniorenabteilung der letzten Jahre. Man merkt den guten Spirit und auch untereinander harmoniert es.»
Wie sieht die nahe Zukunft unserer 1. Mannschaft aus? Man hat sich vor Jahren auf die Fahne geschrieben, vor allem eigene Junioren in die 1. Mannschaft zu bringen, was ich persönlich sehr begrüsse und auch für am sinnvollsten erachte. Ich weiss das Alan unbedingt aufsteigen will, hat er so in einem Interview «versprochen». Gibt’s evtl. andere Pläne, bleibt der FCM ein Dorfverein oder kommen evtl. doch andere Begehrlichkeiten hervor?
«Wir vom Vorstand sind klar der Meinung, dass wir bei der aktuellen Politik bleiben und hauptsächlich mit Eigengewächs arbeiten wollen. Es ist nicht immer einfach, es gibt gute, aber auch schlechtere Jahrgänge, so dass wir nicht nur mit eigenen Junioren bestehen können. Es gibt gute Beispiele am Zürichsee, zum Beispiel Herrliberg, welche es ich den letzten Jahren sehr gut gemacht hat. Solange wir in dieser Konstellation bleiben, halten wir an unserer Politik fest.»
Welcher ist Dein Lieblingsverein im In- und/oder Ausland?
«Früher habe den (inter-)nationalen Fussball stark verfolgt. Die Lust ist mir in den letzten Jahren entgangen. Das System hat sich in die falsche Richtung entwickelt, es dreht sich alles ums Geld, es sind zu viele Spiele, man will sich nur noch Bereichern. Sympathisant bin ich für den FCZ und Juventus Turin.»
Hast Du einen Lieblings-Fussballspieler? Wenn ja, welchen und warum?
«Ja, das ist Gaetano Scirea, war in den 80igern Verteidiger bei Juve eine Koryphäe. Es ist immer am Boden geblieben, hat sich in den Diensten der Mannschaft gestellt, welches mich schon als kleiner Junge fasziniert hatte.»
Wie ist Dein Interesse am Frauenfussball und wirst Du bei der Heim-EM der Frauen als Zuschauer dabei sein?
«Bin ein starker Verfechter des Frauenfussballes. Man ist zwar bei der Wahrnehmung noch nicht auf dem Niveau, wo man sein möchte. Da wird dieser Event sicher helfen. Möchte gerne ein bis zwei Spiele mir anschauen gehen. Das Niveau hat sich in den letzten fünf bis sieben Jahren extrem verbessert. Auch wir haben immer einen guten Austausch mit dem ZSU, wo auch die Frauenmannschaft des FC Männedorf dabei ist. Die Förderung der Frauen und Ihnen eine Plattform bieten, ist mir sehr wichtig.»
Dies war meine letzte Frage, möchte Dir jedoch jetzt die Gelegenheit geben, noch Deine zwei (2) max. drei (3) wichtigsten Statements für uns da draussen abzugeben!
«Ich möchte mich bei alle jeden Menschen im Verein, aber auch ausserhalb des Vereins herzlich bedanken, welche sich tatkräftig fürs Wohl des Vereins engagieren, was keine Selbstverständlichkeit ist. Gerade in der Zeit, wo das Ehrenamtliche tendenziell abnimmt, ist dies denen Personen hoch anzurechnen, vielen Dank! Mein Appell geht an diejenigen Leute, welche im Verein noch nicht tätig sind. Bitte engagiert Euch, wir brauchen Leute, welche sich ehrenamtlich zur Verfügung stellen, damit der Verein weiterhin auch in Zukunft eine Plattform bieten kann, für all jene Menschen, v.a. Kinder und Jugendliche, welche Fussballspielen wollen!
Da möchte ich ergänzen, dass auf unserer Homepage die offenen Stellen/Jobs ausgeschrieben sind. Schaut rein und meldet Euch bei uns!
Vielen Dank Sergej für das etwas ausführlichere und trotzdem spontane Interview. Wünsche Dir und Deiner Familie alles viel Gfreuts, Erfolg, Glück, vor allem aber Gesundheit!
Interviewer: Pascal Hotz (Sekretariat FCM)