Welch eine Reaktion! Die zweite Mannschaft revanchierte sich nach der bitteren 0:6-Pleite gegen den FC Pfäffikon eindrücklich. Im Nachtragsspiel gegen den FC Herrliberg konnten die Männedörfler auf dem Widenbad gut mithalten. Am Ende fehlte wohl deutlich weniger zu einem Punktgewinn im Seederby wie der SVP am kommenden Abstimmungssonntag zu einem Ja zur Begrenzungsinitiative.
Womit wir bereits bei einem der Protagonisten dieser Partie wären. Zur Überraschung vieler liess Herrlibergs Übungsleiter Beni Benz Club-Legende und SVP-Kantonsrat Domenik Ledergerber von Anfang an und dann erst noch auf dem linken Flügel auflaufen. Dass er dort mit den jungen, quirligen Spielern noch immer mithalten kann bewies er eindrucksvoll. Auch wusste er Sport und Politik an diesem Abend gekonnt zu trennen – vielleicht lag dies aber auch daran, dass die Gemeinde Männedorf für eine spontane Standaktion zur bereits erwähnten Initiative auf dem Sportplatz Widenbad sowieso keine Bewilligung erteilt hätte.
Herrliberger Chancenplus
Auf dem Platz vermochte «Lädi kantonal» immer wieder Akzente zu setzen. Herrliberg ging dann nach einer einigermassen ausgeglichenen Startphase in der 19. Minute durch Grimm in Führung. Dieser drosch das Leder aus wenigen Metern Distanz wuchtig unter die Latte. Die Männedörfler steckten aber keineswegs auf, wie noch am Sonntag gegen Pfäffikon. Nach einer Ecke sah Stossstürmer Loris Carbonaro seinen Kopfball gerade noch vom starken Herrliberger Schlussmann Sascha Kaiser pariert. Der Ausgleich wäre zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient gewesen.
Vor dem Pausentee aber hätten die Herrliberger, die sich dann doch ein Chancenplus erspielten, ihre Führung eigentlich ausbauen und den Sack zumachen können, ja müssen. Nach einem Abwehrfehler und mustergültiger Vorarbeit Ledergerbers schaffte es Sturmtank und Torgarant Kevin Linder doch tatsächlich, den Ball am Tor vorbei zu schieben. Kurz vor dem Abpfiff bekundeten die Platzherren viel Glück als ein Schuss der Gäste vom Pfosten zurückprallte. Nach einem Foulspiel stellten die Herrliberger dann doch noch auf 0:2, indem Vizner einen diskutablen Strafstoss verwandelte. Es waren bittere Minuten für die Platzherren. Zuvor war Innenverteidiger Sandro Nauli ausgeschieden, weil er einer seiner beiden Haxn nicht mehr richtig spürte. Man munkelt, dass es sich wohl um jenen handeln könnte, auf den er kürzlich unachtsam einen Teller hatte fallen lassen. Die genaueren medizinischen Abklärungen laufen aber noch.
Schlagabtausch auf hohem Niveau
Vom Rückstand zur Pause erholten sich die Männedörfler ziemlich gut. Angetrieben vom soliden Aushilfsspieler Michi Signer, dem Teamsenior der ersten Mannschaft und Lago-di-Zurigo-Pirlo Pietro Serra erarbeiteten sie sich immer wieder gute Offensivszenen. Allerdings fehlte ab und dann der entscheidende letzte Pass oder man blieb schlicht an der soliden Herrliberger Hintermannschaft hängen. Eine temporeiche Partie auf hohem Niveau fand ihren Lauf. Die Männedörfler durften sich bei Torhüter Reno Merk bedankten, der sie mit einigen mirakulösen Reflexen im Spiel hielt. Und vorne fand ein Pass dann irgendwann doch den Weg in den Sechzehner, wo Luca Pinter das Leder aus schwierigem Winkel ins Tor schoss. Der viel umjubelte Anschlusstreffer war damit also Tatsache. Es war dies im Übrigen das erste Tor, dass die Männedörfler Reserven in dieser Saison aus eigener Kraft erzielten.
Und nun eröffnete sich den Platzherren plötzlich gute Torszenen. Kurz nach seiner Einwechslung und dem Comeback nach unsäglich langer Rotsperre legte Marco Huber einen Rush über die Aussenbahn hin, flankte zur Mitte, wo Herrlibergs Kaiser den Ball vor dem heranstürmenden Carbonaro im Stile eines Faustballers klären konnte. Klären musste wenig später auch Männedorfs Defensivspezialist Betim Mujota. Nach einer Hereingabe brauchte es die volle länge seiner Treter mit Grösse 45, so dass er den Ball gerade noch vor Herrlibergs Linder wegspitzeln konnte.
Der muntere Schlagabtausch bot natürlich auch die eine oder andere heikle Strafraumszene. So kam Edelreservist Florian Zollinger nach gewonnenem Laufduell im Strafraum zu Fall. Doch die Pfeife des Unparteiischen blieb stumm – dies zum Entsetzen der Männedörfler und der wie immer gut bevölkerten Kurve. In dieser Kurve waren wie immer illustre Figuren zugegen. Dazu zählten etwa der langjährige Zwei-Captain Thomas Huber, der wieder einmal eine beachtliche Bier-Kadenz an den Tag legte sowie Companion Lief Gasser. Der ist zwar offiziell noch Teil des Kaders der zweiten Mannschaft. Seine Trainingsbilanz ist aber in etwa gleich mies wie der jüngste Auftritt des FC Zürich auswärts in Chiasso.
Ebenfalls unter den Zuschauern befand sich Langhaardackel Pascal Pause. Am Nachmittag fungierte der Flügel noch im Männedörfler Aufgebot. Dies, weil man angenommen hatte, dass seine gegen Pfäffikon eingefangene Sperre erst Mitte der kommenden Woche verfügt wird. Offenbar mahlen aber die Mühlen beim Fussballverband Region Zürich doch schneller als man meinen könnte. So musste sich Pause an diesem angenehm warmen Abend eben mit dem Predigen von der Seitenlinie begnügen.
Italianità statt Swissness
So erlebte er, wie seine Teamkameraden in den Schlussminuten nochmals alles nach vorne warfen. Auch Edeltechniker Dario Fernandez durfte noch mitstürmen. Auch in dieser Phase aber fehlte es häufig am entscheidenden letzten Zuspiel. Mit der letzten Aktion, einem Schuss aus der zweiten Reihe, scheiterte dann auch der starke Rechtsverteidiger Simone Krebser. Damit war die knappe Heimniederlage dann doch bittere Realität.
Das alleine wae aus Männedörfler Sicht eine herbe Enttäuschung, noch viel bitterer war jedoch das schelmische Grinsen von Herrlibergs Assistenztrainer Karim Baumberger, der vor Urzeiten ebenfalls einmal für einige Zeit lang auf dem Widenbad gegen den Ball getreten hatte und nun – wie es am rechten Zürichseeufer ein offenes Geheimnis ist – des Geldes wegen beim Goldküstenclub die Töggeli aufstellt und wieder aufräumt.
Für die Einheimischen war es verständlicherweise schwierig, ihm beim Geniessen des nicht unverdienten Siegerbiers zusehen zu müssen. Dieses hatte im Übrigen ein gewisser Herr Ledergerber offeriert. Dabei hatte er sich wohl oder übel mit einem Birra Moretti begnügen müssen, auch wenn er lieber ein herrschaftes Feldschlösschen oder Quöllfrisch gehabt hätte. Doch solange der Freihandel mit dem südlichen Nachbarland noch erlaubt ist, werden in der FC-Beiz nun einmal italienische Hopfentees angeboten. Dies muss Swissness-Fanatiker «Lädi», wenn auch zähneknirschend nun einmal akzeptieren. Herrlibergs Coach Benz dürfte derweil froh gewesen sein, dass die Partie irgendwann einmal fertig war. Er sprach dem Heimteam denn auch ein grosses Lob für den intensiven Fight in diesem Seederby aus. Ein Derby, das letzten Endes, wenn auch denkbar knapp, doch mit dem glücklicheren Ende für den Mitfavoriten auf den Aufstieg endete.
FC Männedorf II – FC Herrliberg 1:2 (0:2)
Widenbad. 120 Zuschauer.
Tore: 19. Grimm 0:1, 44. Vizner (Foulpenalty) 0:2, 51. Pinter 1:2.