Sie ist die wohl am meisten zitierte Fussballer-Weisheit überhaupt: Wer den Treffer vorne nicht macht, bekommt ihn hinten. Im Heimspiel gegen den FC Wetzikon mussten die Männedörfler schmerzlich erfahren, dass diese Weisheit immer wieder eintrifft.
Kampfbereitschaft hatte Coach Mätz Heusser von seinen Schützlingen eine Woche nach dem bitteren 0:6 in Rüti gefordert. Oder wie er es etwas bildhafter ausdrückte: «Man muss nachher den Eindruck haben, dass auf diesem Feld Kühe geweidet haben.»
Tatsächlich startete das Heimteam schwungvoll in die Partie, gewann einige Zweikämpfe und erspielte sich Chancen. Damit hatte es sich dann aber auch. Denn die Chancen auszunutzen ist halt eben doch eine andere Disziplin. Eine, die Kaltblütigkeit, Entschlossenheit, Effizienz erfordert. Dahingehend versagte die Widenbad-Elf heuer des Öfteren.
Im Abschluss gesündigt
Diesen Vorwurf muss sich vor allem das Sturmduo Pause/Huber gefallen lassen. Ja dieser Pause lief tatsächlich auf, auch wenn es wohl nur wenige der Zuschauer bemerkt haben dürften. Frisch und erholt von den Wellness-Ferien und zum ersten Mal mit Kurzhaarschnitt lief er zuhause auf. An seiner Seite agierte – zur Überraschung vieler – Marco Huber. Dieses Duo alleine sollte an diesem Nachmittag genügend Chancen erhalten, um sicher zwei Spiele zu gewinnen.
Angefangen hatte das Unheil mit einer Doppelchance durch Remo Huber, der den Ball nach einer weit gezogenen Flanke von Marco Huber nicht richtig traf. In der Folge kam Stürmer Pascal Pause an den Ball, schaffte aber das Kunststück, diesen aus drei Metern über das Gitter auf den Sandplatz zu schwarten. Im American Football wäre dies ein astreines Field Goal und somit drei Punkte gewesen, im Fussball gibt es dafür Abstoss und viele ungläubige Blicke.
Fassungslos waren die Mienen wenig später. Da wurde Pascal Pause steil geschickt und am Sechzehnerrand vom gegnerischen Goalie gefällt wie ein von Borkenkäfern befallener Baum. Der mitgeeilte Sturmpartner Huber übernahm den Ball und schaffte es – das leere Tor vor sich – die Kugel neben das Gehäuse zu setzen. Er hätte im Übrigen auch auf das Tor zulaufen können.
Huber war ohnehin jener Spieler, der im Abschluss am meisten sündigte. Einmal legte Pascal Pause herrlich zurück, doch Hubers Schuss prallte einem Wetziker an den Allerwertesten. Das andere Mal setzte sich Chrigi Sifontes, der seit einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal auf dem Platz stand, auf der linken Aussenbahn durch, lancierte Pause, der für Huber quer legte. Dieses Mal aber parierte der Wetziker Schlussmann souverän. In einer weiteren Szene legte Huber zuerst quer für Pause, kam dann nach einem Prellball nochmals in Ballbesitz und drosch den Ball irgendwie aus unmöglichem Winkel über den Kasten.
Dreimal Aluminium
Spätestens in dieser Szene wünschte sich wohl manch ein treuer, regelmässiger Matchbesucher, dass Sturmtank Loris Carbonaro wieder auf dem Platz stehen und dieser Huber am besten gleich in die dritte Mannschaft abgeschoben werden soll. Das Problem dabei ist jedoch, dass sich wohl ansonsten kaum einer bereit erklären würde, einen Matchbericht zu schreiben. Carbonaro seinerseits würde zwar wohl nicht gleich viele Meter machen wie dieser Huber, aber wenigstens zur Abwechslung mal eine der hochkarätigen Chancen ausnutzen.
Was Effizienz bedeutet, bewiesen die Wetziker. Nach einer halben Stunde nutzte der Stürmer die erste wirklich zählbare Chance aus und schob zur Gäste-Führung ein. Sieben Minuten später doppelten die Zürcher Oberländer nach. Nach einem Freistoss von der Seite erzielte der nach vorne geeilte Verteidiger per Flugkopfball den zweiten Treffer. Auf Seiten der Männedörfler hatte Mittelfeldspieler Luca Pinter die beste Szene. Seinen stramm getretenen Freistoss konnte der Keeper gerade noch an die Latte lenken. Es sollte dies nicht der einzige Aluminiumtreffer bleiben.
Simone Krebser schlenzte den Ball ausserdem aus unmöglichem Winkel an den Aussenpfosten. Im zweiten Durchgang traf Luca Pinter ebenfalls nur den Aussenpfosten. Zuvor hatten die Wetziker nach einem Steilpass den dritten Treffer erzielt und somit schon so etwas wie eine Vorentscheidung herbeigeführt. Die Männedörfler aber steckten nicht auf und kämpften weiter. Nach einem Foulspiel an Warsay Eyob im Strafraum zeigte Simone Krebser, wie das mit dem Tore schiessen eigentlich gehen würde. Mit diesem Treffer avancierte er gleichzeitig zum teaminternen Topscorer – beide Treffer erzielte er übrigens als Verteidiger.
Doch dieses Tor war bestenfalls ein persönliches Erfolgserlebnis. Eines allerdings, das der routinierte Kampftrinker Krebser mit reichlich Bier, Wein und Sauser zu begiessen wusste. Höchstwahrscheinlich schwang dabei aber auch eine grosse Portion Frust mit. Frust darüber, dass man heute genügend Chancen gehabt hätte, um dieses Spiel und damit wichtige Punkte zu gewinnen. Immerhin holten die Männedörfler erstmals seit einiger Zeit keinen einzigen Strafpunkt. Dieses kleine Ziel, dass der Trainerstaff ebenfalls vorgängig durchgegeben hatte, konnte also zumindest erreicht werden. Immerhin können die Männedörfler darauf aufbauen, dass sie sich genügend Chancen erspielen können, um Spiele zu entscheiden. Darauf lässt sich aufbauen.
FC Männedorf II – FC Wetzikon II 1:3 (0:2)
Tore: 30. 0:1, 37. 0:2, 54. 0:3, 62. Krebser (Foulpenalty) 1:3.